Interview - Nachhaltigkeit leben
Vorstand Günter Schweitzer und Nachhaltigkeitsmanager Thomas Wissing de Freitas im Interview
Dr. Günter Schweitzer ist seit dem 1. September 2021 Vorstand für das Ressort Operations und im Vorstand für Nachhaltigkeit zuständig.
Thomas Wissing de Freitas ist seit dem 1. April 2022 als Nachhaltigkeitsmanager bei Schmitz Cargobull tätig. Im Gespräch berichten sie über die Fortschritte und Herausforderungen für das Unternehmen.
Thomas Wissing de Freitas ist seit dem 1. April 2022 als Nachhaltigkeitsmanager bei Schmitz Cargobull tätig. Im Gespräch berichten sie über die Fortschritte und Herausforderungen für das Unternehmen.
Interview
Herr Schweitzer: Sie treiben von Seiten des Vorstands das Thema Nachhaltigkeit bei Schmitz Cargobull. Hand aufs Herz: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisher Erreichten?
Wir haben in kurzer Zeit viel erreicht und nun eine Strategie mit einem klaren Fahrplan für Nachhaltigkeit. Darauf haben wir die ganze Organisation ausgerichtet. Aber unsere Branche steht ganz am Anfang, wenn es darum geht Umweltbelastungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren und Nachhaltigkeit jenseits einzelner Themen ganzheitlich zu bearbeiten. So haben wir zum Beispiel bereits Klarheit über unsere Treibhausgasemissionen im Scope 1 und 2, aber die viel größere Menge fällt indirekt in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette an. Daher liegt noch viel Arbeit vor uns!
Stehen Sie im Vorstand komplett hinter dem Thema Nachhaltigkeit?
Unsere neue Nachhaltigkeitsstrategie legt die Schwerpunkte für uns in den kommenden Jahren fest. Das hat der gesamte Vorstand verabschiedet. Auch unser Aufsichtsrat steht dahinter und bringt immer wieder auch Themen auf die Agenda, wie etwa die Koppelung der Vorstandsboni an die CO2-Reduktionsziele. Aber natürlich haben wir unterschiedliche Sichten auf einzelne Themen und diskutieren über Nachhaltigkeit genauso wie über andere strategische und operative Themen. Transformation braucht diese Reibung, davon bin ich überzeugt.
Herr Wissing de Freitas: Wie sieht Ihre Arbeit als Nachhaltigkeitsmanager konkret aus?
Kein Tag gleicht dem anderen. Aber vor allem kommuniziere und koordiniere ich sehr viel, vor allem intern. In Projekten wie bei der CO2-Bilanzierung oder beim Nachhaltigkeitsbericht stecke ich den Kopf tief in die Zahlen und in Rahmenwerke. Günter Schweitzer und ich stimmen uns viel ab.
Sind Sie mit der Nachhaltigkeit bei Schmitz Cargobull ins kalte Wasser gesprungen?
Ich arbeite bereits seit zehn Jahren bei Schmitz Cargobull und kenne zentrale Bereiche unseres Unternehmens sehr gut. Nach einem berufsbegleitenden Studium in Nachhaltigkeitsmanagement finde ich es großartig, ganz praktisch in die Umsetzung zu gehen – zumal wir ein klasse Team haben.
Worauf sind Sie stolz?
Günter Schweitzer: Ich bin stolz auf das Team – und dass wir innerhalb von gut 12 Monaten eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet und verabschiedet haben und uns jetzt in der Umsetzung befinden. Wir haben Strukturen verankert und sind einige große Themen angegangen: Zum Beispiel war es wichtig, Energiekonzepte für jeden Standort zu erarbeiten und Transparenz über unsere direkten CO2-Emissionen zu bekommen.
Thomas Wissing de Freitas: Wir haben unsere Nachhaltigkeitsberichterstattung auf eine neue Stufe heben können und nun auch die internationalen Gesellschaften einbezogen. Außerdem bin ich stolz, dass wir neben der übergeordneten Strategie auch viele kleinere und größere Maßnahmen an den Standorten vorangebracht haben, zum Beispiel Abfalltrennung, Sicherheitstrainings, Stadtradeln – Nachhaltigkeit muss für die Kollegen vor Ort vor Ort erlebbar werden. Auch wenn vieles vom Beitrag her noch klein ist, schaffen die Maßnahmen Einheit, tragen zum Nachhaltigkeitsbewusstsein und zur Glaubwürdigkeit bei.
Herr Schweitzer, was sind denn die großen Herausforderungen der Industrie?
Der Güterverkehr in Europa wird weiter steigen, getrieben durch eine Zunahme der Stückgüter und den Wunsch nach schnellerer Verfügbarkeit der Waren. Der Klimawandel fordert Gesetzgeber sowie Fahrzeughersteller gleichermaßen zur Reduktion der Emissionen. Hinzu kommen künftig Lösungen in Richtung Kreislaufwirtschaft. Dabei muss geschaut werden, dass gesetzliche Vorgaben realistisch umsetzbar bleiben und nicht zu Fehlanreizen führen.
Wer ist vor allem in der Pflicht, was zu ändern? Wen oder was brauchen Sie, damit Schmitz Cargobull nachhaltiger werden kann?
Damit wir unseren bestmöglichen Beitrag zur nachhaltigeren Gestaltung des Warenverkehrs leisten können, benötigen wir Rahmenbedingungen, die wirkliche Nachhaltigkeit fördern und keine Mogelpackungen oder Greenwashing ermöglichen.
Dazu sind alle Ebenen der Gesetzgebung gefordert – also die Länder, der Bund und die EU. Konkret geht es um Förderprogramme, die Investitionen in nachhaltige Lösungen und innovative Produkte ermöglichen oder die Anpassung straßenverkehrsrechtlicher Rahmenbedingungen für die Erlaubnis von nachhaltigen Transportkonzepten, bspw. den EcoDuo. Schließlich wäre eine Harmonisierung der Vorschriften innerhalb der EU ein entscheidender Beitrag, den grenzübergreifenden Warenverkehr effizienter zu gestalten.
Herr Wissing de Freitas, können Sie uns ein Beispiel für gelungene Zusammenarbeit geben?
Wir haben in diesem Bericht einige Beispiele aufgezeigt: Etwa unsere Zusammenarbeit mit einem Lieferanten, durch den die Lenkerfeder – ein viel genutztes Teil – CO2-effizienter wurde. Oder wir arbeiten mit Forschungsinstituten und anderen Unternehmen an Themen rund um Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wenn unsere Kollegen in Forschung und Entwicklung an Kreislaufkonzepten oder unserem Eco-Portfolio arbeiten, geht das nur in enger Zusammenarbeit mit vielen – intern wie extern. Nachhaltigkeit braucht viele Hände und Köpfe.
Gibt es ein Thema in der Nachhaltigkeit, das Ihnen persönlich besonders am Herzen liegt?
Thomas Wissing de Freitas: Die kommenden Jahre werden für uns alle zu einer großen Herausforderung, denn wir befinden uns erst am Anfang der Transformation zu einer Art des Wirtschaftens, die im Einklang mit den planetaren Grenzen steht. Ich wünsche mir, dass wir diese Transformation gemeinsam mit Zuversicht meistern!
Günter Schweitzer: Für mich ist die große Frage, wie wir Nachhaltigkeit präsenter machen können, wie wir Menschen begeistern, im Arbeitsalltag zu sehen, worum es geht und wie sie ihren eigenen Beitrag leisten können. Inhaltlich fasziniert mich das Thema Kreislaufwirtschaft: Wie können wir einen Trailer künftig so bauen, dass die eingesetzten Materialien wieder zurück ins Produkt finden können?
Wir haben in kurzer Zeit viel erreicht und nun eine Strategie mit einem klaren Fahrplan für Nachhaltigkeit. Darauf haben wir die ganze Organisation ausgerichtet. Aber unsere Branche steht ganz am Anfang, wenn es darum geht Umweltbelastungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren und Nachhaltigkeit jenseits einzelner Themen ganzheitlich zu bearbeiten. So haben wir zum Beispiel bereits Klarheit über unsere Treibhausgasemissionen im Scope 1 und 2, aber die viel größere Menge fällt indirekt in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette an. Daher liegt noch viel Arbeit vor uns!
Stehen Sie im Vorstand komplett hinter dem Thema Nachhaltigkeit?
Unsere neue Nachhaltigkeitsstrategie legt die Schwerpunkte für uns in den kommenden Jahren fest. Das hat der gesamte Vorstand verabschiedet. Auch unser Aufsichtsrat steht dahinter und bringt immer wieder auch Themen auf die Agenda, wie etwa die Koppelung der Vorstandsboni an die CO2-Reduktionsziele. Aber natürlich haben wir unterschiedliche Sichten auf einzelne Themen und diskutieren über Nachhaltigkeit genauso wie über andere strategische und operative Themen. Transformation braucht diese Reibung, davon bin ich überzeugt.
Herr Wissing de Freitas: Wie sieht Ihre Arbeit als Nachhaltigkeitsmanager konkret aus?
Kein Tag gleicht dem anderen. Aber vor allem kommuniziere und koordiniere ich sehr viel, vor allem intern. In Projekten wie bei der CO2-Bilanzierung oder beim Nachhaltigkeitsbericht stecke ich den Kopf tief in die Zahlen und in Rahmenwerke. Günter Schweitzer und ich stimmen uns viel ab.
Sind Sie mit der Nachhaltigkeit bei Schmitz Cargobull ins kalte Wasser gesprungen?
Ich arbeite bereits seit zehn Jahren bei Schmitz Cargobull und kenne zentrale Bereiche unseres Unternehmens sehr gut. Nach einem berufsbegleitenden Studium in Nachhaltigkeitsmanagement finde ich es großartig, ganz praktisch in die Umsetzung zu gehen – zumal wir ein klasse Team haben.
Worauf sind Sie stolz?
Günter Schweitzer: Ich bin stolz auf das Team – und dass wir innerhalb von gut 12 Monaten eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet und verabschiedet haben und uns jetzt in der Umsetzung befinden. Wir haben Strukturen verankert und sind einige große Themen angegangen: Zum Beispiel war es wichtig, Energiekonzepte für jeden Standort zu erarbeiten und Transparenz über unsere direkten CO2-Emissionen zu bekommen.
Thomas Wissing de Freitas: Wir haben unsere Nachhaltigkeitsberichterstattung auf eine neue Stufe heben können und nun auch die internationalen Gesellschaften einbezogen. Außerdem bin ich stolz, dass wir neben der übergeordneten Strategie auch viele kleinere und größere Maßnahmen an den Standorten vorangebracht haben, zum Beispiel Abfalltrennung, Sicherheitstrainings, Stadtradeln – Nachhaltigkeit muss für die Kollegen vor Ort vor Ort erlebbar werden. Auch wenn vieles vom Beitrag her noch klein ist, schaffen die Maßnahmen Einheit, tragen zum Nachhaltigkeitsbewusstsein und zur Glaubwürdigkeit bei.
Herr Schweitzer, was sind denn die großen Herausforderungen der Industrie?
Der Güterverkehr in Europa wird weiter steigen, getrieben durch eine Zunahme der Stückgüter und den Wunsch nach schnellerer Verfügbarkeit der Waren. Der Klimawandel fordert Gesetzgeber sowie Fahrzeughersteller gleichermaßen zur Reduktion der Emissionen. Hinzu kommen künftig Lösungen in Richtung Kreislaufwirtschaft. Dabei muss geschaut werden, dass gesetzliche Vorgaben realistisch umsetzbar bleiben und nicht zu Fehlanreizen führen.
Wer ist vor allem in der Pflicht, was zu ändern? Wen oder was brauchen Sie, damit Schmitz Cargobull nachhaltiger werden kann?
Damit wir unseren bestmöglichen Beitrag zur nachhaltigeren Gestaltung des Warenverkehrs leisten können, benötigen wir Rahmenbedingungen, die wirkliche Nachhaltigkeit fördern und keine Mogelpackungen oder Greenwashing ermöglichen.
Dazu sind alle Ebenen der Gesetzgebung gefordert – also die Länder, der Bund und die EU. Konkret geht es um Förderprogramme, die Investitionen in nachhaltige Lösungen und innovative Produkte ermöglichen oder die Anpassung straßenverkehrsrechtlicher Rahmenbedingungen für die Erlaubnis von nachhaltigen Transportkonzepten, bspw. den EcoDuo. Schließlich wäre eine Harmonisierung der Vorschriften innerhalb der EU ein entscheidender Beitrag, den grenzübergreifenden Warenverkehr effizienter zu gestalten.
Herr Wissing de Freitas, können Sie uns ein Beispiel für gelungene Zusammenarbeit geben?
Wir haben in diesem Bericht einige Beispiele aufgezeigt: Etwa unsere Zusammenarbeit mit einem Lieferanten, durch den die Lenkerfeder – ein viel genutztes Teil – CO2-effizienter wurde. Oder wir arbeiten mit Forschungsinstituten und anderen Unternehmen an Themen rund um Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Wenn unsere Kollegen in Forschung und Entwicklung an Kreislaufkonzepten oder unserem Eco-Portfolio arbeiten, geht das nur in enger Zusammenarbeit mit vielen – intern wie extern. Nachhaltigkeit braucht viele Hände und Köpfe.
Gibt es ein Thema in der Nachhaltigkeit, das Ihnen persönlich besonders am Herzen liegt?
Thomas Wissing de Freitas: Die kommenden Jahre werden für uns alle zu einer großen Herausforderung, denn wir befinden uns erst am Anfang der Transformation zu einer Art des Wirtschaftens, die im Einklang mit den planetaren Grenzen steht. Ich wünsche mir, dass wir diese Transformation gemeinsam mit Zuversicht meistern!
Günter Schweitzer: Für mich ist die große Frage, wie wir Nachhaltigkeit präsenter machen können, wie wir Menschen begeistern, im Arbeitsalltag zu sehen, worum es geht und wie sie ihren eigenen Beitrag leisten können. Inhaltlich fasziniert mich das Thema Kreislaufwirtschaft: Wie können wir einen Trailer künftig so bauen, dass die eingesetzten Materialien wieder zurück ins Produkt finden können?